Geschichte
Die Geschichte der Feuerwehr Lengenfeld
1610 wurde im beschaulichen vogtländischen Städtchen Lengenfeld eine überarbeitete Feuerlöschordnung erlassen. Schon weit vorher soll es eine selbige auf Anraten von Herzog Georg dem Bärtigen gegeben haben, die leider im expliziten Wortlaut nicht erhalten wurde. Alle Bürger der Stadt hatten sich im Brandfall den Löschgeräten des Rathauses zu bedienen und unverzüglich an der Brandstelle zu erscheinen. Zu den Löscheimern, die meist aus Stroh oder Leder gefertigt wurden, sollte jeder eine lange Feuerleiter und Feuerhaken im eigenen Heim zur Hilfe parat haben.
Am 10.05.1856, dem schwärzesten Tag in der Geschichte unserer Stadt, legte ein verheerender Brand fast den gesamten Stadtkern in Schutt und Asche. Über 700 Bürger wurden binnen weniger Minuten obdachlos. Zahlreiche Häuser brannten bis auf die Grundmauern nieder. Holzhäuser mit Holzschindeln, offene Feuerstellen und keine geordnete Brandbekämpfung waren die Gründe für solche Brandausmaße, gefolgt vom unachtsamen Umgang der Witwe Auguste Frister, die den Brand zu verschulden hatte. 27 fremde Spritzen löschten das Inferno, die stadteigene Spritze half im unweit entfernten, ebenfalls lodernden Städtchen Schöneck und ahnte vom Unglück zu Hause nichts. Nach der Chronik von Prof. Dr. Karl Böhm soll sogar eine Spritze aus dem oberfränkischen Hof angerückt sein!
1860 ging aus dem privaten Turnverein mit Unterstützung der Pflichtfeuerwehr eine Rettungsschar hervor, die sich allerdings nach drei Jahren aufgrund erheblicher Differenzen mit dem Stadtrat wieder auflöste. Als Erkennungsmerkmal trugen die Männer einen großen, grauen Filzhut. Alle Zugführer wurden am weißen Streifen, der Kommandant am weißen Federsturz erkannt. Sicherlich war der erneute Stadtbrand 1859 Grund für diesen Zusammenschluss.
Ganze zwölf Jahre gingen ins Land bis sich erneut zwölf tapfere Männer fanden, um den Brandschutz in der Stadt zu organisieren. Die erste freiwillige Feuerwehr wurde gegründet. Binnen kurzer Zeit wurden eine Pariser Spritze und eine Rohn – Feuerspritze angeschafft, Steigerleitern und weitere Geräte folgten. Die Wehr wurde wegen Personalüberschuss in drei Züge geteilt, dem Spritzenzug, dem Räumerzug und dem Steigerzug. 1887 wurde die Feuerwehr Lengenfeld in den Landesverband sächsischer Feuerwehren aufgenommen, ein Jahr später in den Kreisverband vogtländischer Feuerwehren. Von 1894 stammt die älteste uns überlieferte Abbildung der Feuerwehr, die alle Züge und Geräte zusammen zeigt.
1902 übernahm Branddirektor Albert Ammon die Geschicke der Wehr. Zusammen mit seinem Stellvertreter Otto Thümmrich leitet Ammon 21 Jahre unsere Feuerwehr, wird 2. stellvertretender Bürgermeister, Ehrenbranddirektor der Stadt und 1935 mit dem Deutschen Feuerwehr – Ehrenkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Ammon reformierte das Brandschutzwesen in der Stadt wesentlich. Bereits ein Jahr nach seinem Antritt ließ er die Wasserversorgung umstellen und für 360.000 Mark Hydranten aufstellen, die von der Feuerwehr genutzt werden konnten. Man schaffte einen Hydrantenwagen an, der sich zum Verlegen von Schlauchleitungen sehr gut eignete. Gegen Ende seiner Amtszeit plante Ammon mit Oberstadtbaudirektor Kluge den Bau eines neuen Gerätehauses. 1932 wurde das Gebäude dann mit vier Fahrzeugstellplätzen und fünf Wohnungen zusammen mit einer mechanischen Patentleiter mit 18 Meter Rettungshöhe übergeben.
Ebenfalls unter Branddirektor Ammon wurde das erste Fahrzeug unserer Wehr angeschafft. Zwar handelte es sich dabei nur um eine Horch – Limousine, aber trotzdem ein wesentlicher Fortschritt in der Tätigkeit unserer Vorfahren.
Der erste Weltkrieg schwächte die Einsatzbereitschaft unserer Wehr erheblich. 32 Kameraden fielen den Ereignissen zum Opfer. Anlässlich der Gefallenen weihte die Wehr 1923 an der unteren Schule eine Gedenktafel mit Efeubewuchs, die zu Zeiten der DDR aus politischen Gründen entfernt werden musste, aber glücklicherweise erhalten blieb.
Auch im zweiten Weltkrieg hatte unsere Feuerwehr einige Gefallene zu beklagen. Glücklicherweise blieb Lengenfeld bis auf den 17.04.1945 von allen großen Kriegsereignissen verschont. Die Feuerwehr hatte trotzdem allerhand zu tun, viele Trümmer brannten und qualmten. Erst wenige Monate zuvor konnte ein neues Fahrzeug, ein Löschfahrzeug LF 15 auf Opel Blitz, in Dienst gestellt werden!
Während der DDR-Zeit bekam unsere Feuerwehr ihre Fahrzeuge stets zugewiesen. Meist bestand der Fahrzeugpark nur aus je einem Löschgruppenfahrzeug und einem Tanklöschfahrzeug, Sonderfahrzeuge trafen nie ein. Während anfangs Fahrzeuge auf Opel Blitz – und Mercedes – Fahrgestell zum Einsatz kamen, wurden später standardgemäß auch S 4000-1 – und W 50 – Fahrgestelle eingesetzt.
Erst nach der politischen Wende wurde der Fuhrpark entsprechend den Anforderungen angepasst. Der Feuerwehr Lengenfeld wurde ein Abschnitt der Bundesautobahn 72 zugeteilt, weshalb schnell entsprechende Technik beschafft werden musste. Aus NVA – Beständen wurde ein Gerätewagen selbst aufgebaut, ein serienmäßiger Vorausgerätewagen auf Fiat Ducato diente der Befreiung eingeklemmter Personen nach Verkehrsunfällen.
Ein ganz besonderer Festakt stand im Mai 1996 an. Nach 64 Jahren wurde der Feuerwehr wieder eine Drehleiter übergeben. Das hochmoderne Fahrzeug auf Iveco – Fahrgestell verbesserte den Fuhrpark wesentlich und stellt seitdem einen wesentlichen Bestandteil der Feuerwehrarbeit dar.
Wenn Sie mehr über die Geschichte unserer und der Feuerwehren im Vogtlandkreis erfahren möchten, besuchen Sie doch unser Feuerwehrmuseum. Ein Besuch lohnt sich!