Fahrer bringen ihre Löschzüge bei simulierten Gefahren ans Limit

4. April 2016

Die Feuerwehren bereiten ihre Rettungskräfte auf brenzlige Situationen vor. Das Training spendiert die Wirtschaft.

Oberlungwitz. Da quietschten die Reifen, und Zwölftonner standen manchmal auch quer. Löschfahrzeuge von 14 sächsischen Feuerwehren haben am Sonnabend im Verkehrssicherheitszentrum “Am Sachsenring” für den Ernstfall trainiert. Dass Rettungskräfte selbst zum Notfall werden, ist gar nicht so selten.
In Deutschland passieren jedes Jahr 220 Verkehrsunfälle mit Verletzten, in die Feuerwehrfahrzeuge verwickelt sind. “Beim Fahren unter Sondersignal ist das Risiko, in einen Unfall mit mehr als 1500 Euro Sachschaden verwickelt zu werden, 17-mal größer als bei einem normalen Verkehrsteilnehmer und viermal größer, einen Unfall mit Personenschaden zu erleiden”, sagt Polizeihauptmeister Sven Förster, der ehrenamtlich auch als Fahrsicherheitstrainer arbeitet. Uwe Wächtler vom Verkehrssicherheitszentrum am Sachsenring nennt weitere Risikofaktoren. “Wenn die Feuerwehrleute ausrücken, stehen sie unter Adrenalin. Die Löschfahrzeuge haben zudem einen höheren Schwerpunkt. In dieser besonderen Situation ist man schnell geneigt, die Grenzen des Fahrzeuges und die eigenen zu überschätzen. Das kann für sie selbst und andere gefährlich werden.”
Wegen knapper Kassen ermöglichen nur wenige Kommunen den Fahrern ihrer Löschfahrzeuge ein Training. Das kostet pro Fahrzeug 400 Euro. Einer der dienstältesten Bürgermeister Sachsens, Steffen Ludwig aus Reinsdorf, hat als Vorsitzender des Zweckverbandes Gasversorgung jetzt mit der “Eins Energie Sachsen” einen Deal eingefädelt. Der sichert mehr als 120 Feuerwehren bis 2018 ein Fahrsicherheitstraining. “Als Energieversorger könnten auch wir täglich bei Havarien auf die Hilfe der Wehren angewiesen sein”, bringt es Geschäftsführer Roland Warner auf den Punkt.
Dass ein ABS den Unterschied ausmacht, bewies ein alter Magirus, Baujahr 1974, der ohne diesen Vorteil krasse Dreher hinlegte. Bernd Vogel von der Feuerwehr Hartenstein, der sich mit Danny Bucher auf dem Mercedes Atego abwechselte, zeigte sich beeindruckt: “Das sollte jeder Maschinist einmal mitgemacht haben. Dann fühlst du dich sicherer.” Auch André Graupner von der Wehr Streckewalde hat dazugelernt. “Ich fand das Ausweichen bei auftauchendem Hindernis und Abfangen des Fahrzeuges auf Gleitbelag am schwersten”, sagte der Landmaschinenmechaniker.

Bild: Instruktor Thomas Schellenberger erklärt den Fahrern, wie sie reagieren müssen. Die Fehleransage gib es per Funksprechgerät. Foto: A. Kretschel(2)

Bild: Instruktor Thomas Schellenberger erklärt den Fahrern, wie sie reagieren müssen. Die Fehleransage gib es per Funksprechgerät.
Foto: A. Kretschel(2)

Artikel @FreiePresse 04.04.16